Unsere Zukunft (bzw. Gegenwart, teilweise): Die Digitale Diktatur | Harald Lesch

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Eine „Prophezeiung“ über Trump:

„Vor mehr als dreissig Jahren sass der Medienwissenschafter Neil Postman (1931–2003), Professor an der New York University, in seinem Büro in einem Hochhaus am Washington Square und formulierte eine Antwort in Gestalt eines kleinen Buches, über das man heute in den USA wieder intensiv diskutiert. Es trägt den Titel «Wir amüsieren uns zu Tode». Seine These: Wenn sich die Politik zunehmend an den Kategorien des Unterhaltungsbusiness orientiert, wird irgendwann der grösste Medienclown zum Präsidenten. Ronald Reagan, Schauspieler aus Hollywood, regierte in jenen Jahren in Washington. Und Postman war elektrisiert, als er am 15. Februar 1983 einen Artikel in der «New York Times» entdeckte, der davon berichtete, dass sich kaum noch jemand für die falschen Behauptungen des Präsidenten interessiere.
«Die Reporter, die über das Weisse Haus berichten, sind willens und imstande, Lügen blosszustellen, und schaffen so die Grundlage für informierte und entrüstete Meinungsäusserungen. Aber die Öffentlichkeit lehnt es offenbar dankend ab, sich dafür zu interessieren.»

„Wahrheit könne im «Zeitalter des Showbusiness» in einem «Meer von Belanglosigkeiten» untergehen, so befürchtet Postman in einer Art Vorwegnahme der gegenwärtigen Fake-News-Debatten. Die «Guck-guck-Welt» der Medien fragmentiere die Aufmerksamkeit. Frei umherwirbelnde Informationskonfetti steigerten die Chancen effektiver Desinformation, denn man lebe im Bann einer permanenten Gegenwart, so fügte er hinzu, ganz so, als habe er Snapchat und die Welt der viralen Hits vorausgeahnt.“

=> zum Artikel

Postman zitiert zwei Bücher: beschreibt zwei Arten, wie man Menschen kontrollieren kann:

1. In „1984“ von George Orwell werden die Menschen kontrolliert, in dem man ihnen Schmerz zufügt (und Unterdrückung, wie wir hinzufügen möchten)

2. „In „Schöne neue Welt“ von Aldous Huxley werden sie (die Menschen) dadurch kontrolliert, daß man ihnen Vergnügen zufügt. Huxley befürchtete, das, was wir lieben, werde uns zugrunde richten.“ Postman geht davon aus, dass Huxley Recht hatte.

=> mehr zum Autor des Buches „Wir amüsieren uns zu Tode“ Neil Postman

Handys (Anfangs schlechte Qualität)

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„Die kurzlebigen, dopamingesteuerten Feedbackschleifen, die wir geschaffen haben, zerstören die Funktionsweise der Gesellschaft. Kein gesellschaftlicher Austausch, keine Zusammenarbeit; Falschinformation, Misstrauen.“ sagt Chamath Palihapitiya, ein Ex-Manager von Facebook:

was Falschinformation & Misstrauen (und Dummheit) gebären:

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Medien: Geht mich nix an, ich bin Christ?

Es ist wie mit dem Klima: es hat sich schon immer verändert, aber noch nie gab es so dramatische, fundamental wirksame Verändungen in so kurzer Zeit. Die Rede ist von der Welt, in der wir leben. Mein Vater wuchs in einer Welt auf, in der man zu Fuß ging. Das Wasser gab´s am Gang und die Dinge waren mechanischer Natur und in jedem Fall langsam. Bei mir waren Telefon, Straßenbahn und Fernseher Umgebung und Taktgeber. Für die Generation meiner Neffen dürfte die virtuelle Realität bereits bestimmender (und daher „echter“, weil „wirklicher“ im Sinne von „Das Sein bestimmt das Bewußtsein.“) sein als die echte.

Wenn man möchte, kann man solch Gerede als eindimensionale Kritik abtun. Sollte man aber nicht, denn die Auswirkungen dieser Änderungen reichen weiter, tiefer und stellen sich als weitaus komplexer als gemeinhin angenommen.

Wir müssen zum Beispiel davon ausgehen, dass für viele junge Menschen Beauty-Blogs, Games und der virtuelle Austausch darüber den Alltag ausfüllen; für sie verwandeln sich diese Angebote rasch zur eigentlichen Lebenswelt- sie werden alles; es bleibt quasi nichts als die reine Oberfläche oder, wie Postman schreibt, „der Abstieg in die grenzenlose Trivialität“. Die real existierenden Medien sind nicht bloß einfach da, sie verändern nicht nur „die Welt“, sondern sie verändern uns, unsere Wahrnehmung, unser Denken, unser ganzes Sein. Sie machen Realität. „Bunte Botschaften richten sich an alle und niemanden. Die Flut von Informationen läßt keine Entscheidung mehr zu, welche Signale wichtig sind und welche nicht.“ Das sagte Postman 1993, lange vor unserem Status Quo!

So verändert die perfekte, schöne, neue Welt auch den Blick auf die Politik (Vor einigen Jahren wurden Erstwählerinnen nach dem Grund befragt, weshalb sie Heinz Strache gewählt haben. Die absolut ernst gemeinte Begründung: weil er sich fesch und jung anzieht und aussieht.), und damit die Politik selber.

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Wie Facebook-Likes weltweit Wahlergebnisse verändern (und mehr)

Wir würden gerne schreiben, dass wir massiv übertreiben, um Ihnen ein bißchen Angst zu machen- aber wenn BBC, New Yorker, Presse sowie netzpolitik.org darüber berichten, muß man wohl davon ausgehen, dass hier keine Verschwörungstheoretiker am Werk waren. Netzpolitik.org titelt etwa: „Unregulierte soziale Netzwerke zerstören Demokratie“. Und sie reden von Facebook, Google & Co: „Ein Ausschuss des britischen Parlaments geht mit Facebook, Google & Co. hart ins Gericht. In einem umfangreichen Bericht fordern die Abgeordneten konkrete Maßnahmen, um das giftige Ökosystem aus Online-Werbung, Wahlbeeinflussung und Datenmissbrauch in den Griff zu bekommen.“
Die Geschichte ist etwas kompliziert. Lassen wir den => ARD erklären.

Wer´s genauer wissen will: => Was wir über den Skandal um Facebook und Cambridge Analytica wissen auf netzpolitik.org

BBC zum Thema Cambridge Analytica    

fm4 (ORF Radio) schreibt am 5. Juni 2018: „Über zehn Jahre wurden Benutzerdaten und alle Kommunikationen in Facebook-Freundeskreisen an 60 Großkonzerne weitergegeben, die allesamt selbst Datenbroker sind. Das Dementi von Facebook besteht nur aus Ausreden und Schutzbehauptungen.“ => Artikel

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ALLES WIRD UNTERHALTUNG

=> siehe Neil Postman!

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Überwachung

Big Data  

Wie Big Data funktioniert

51:19 Big Data kann menschliches Verhalten vorhersagen