einer, der das Leben heller macht: Yehuda Bacon

Eingehüllt von der ständigen Präsenz von allem, was das Leben zudeckt, Smartphone, Musik, Nachrichten, Feeds, Tweets, überall Lärm*- so selten noch das, das uns berührt- im Innersten, das unsere Seele berührt, anrührt, und vielleicht ist es uns gegeben, dass wir nicht mehr die gleichen sein können nach dieser Berührung. Yehuda Bacon hat das KZ überlebt: „Bei meiner Befreiung war ich fünfzehn Jahre alt, aber hatte die Erfahrungen eines Achtzigjährigen.“ Von diesem Mann nun sagt Manfred Lütz, ein Psychiater und Theologe: „Seit ich Jehuda Bacon begegnet bin, lebe ich anders, mein Leben ist heller geworden.“
„Yehuda Bacon bekommt feuchte Augen. Nicht etwa als er über die Hölle von Auschwitz berichtet, da legt er nüchtern Zeugnis ab vom unvorstellbaren Grauen dieses Ortes. Aber als er von den Menschen erzählt, die ihm den Glauben an die Menschheit wiedergegeben haben, da spürt man eine tiefe Rührung, die umso ergreifender ist, wenn man erfährt, dass Jehuda Bacon jahrelang nicht mehr weinen konnte. Auschwitz hatte seine Tränen versiegen lassen.
Ich hatte noch nie etwas von Jehuda Bacon gehört. Gerade schrieb ich ein Buch, das gegen das Gerede vom angeblich leicht herstellbaren Wohlfühlglück wirkliches Glück gerade in den unvermeidlichen Krisensituationen eines Lebens sucht. Kann man auch im Leid glücklich sein? Es gibt keine leichte Antwort auf diese Frage, vor allem keine theoretische. Da plötzlich sehe ich im Fernsehen Jehuda Bacon, einen kleinen freundlichen weißhaarigen Mann mit ungemein lebendigen Augen, und was er sagt ist ein Ereignis. Man könne auch im Leiden einen Sinne erleben, und zwar, wenn man so tief erschüttert sei, dass man erlebe, dass jeder Mensch so ist wie man selbst. Liebe erleben und Liebe geben, das lasse einen spüren, was der Mensch sei. Und das sagt ein Mann, der das Schlimmste erlebt hat, was Menschen jemals Menschen angetan haben.“

Ich bin auf den ersten Seiten des Buches- möge es mich berühren und verändern und mein Leben heller machen, damit ich das Licht weitertragen kann.

mehr:

Abbildungsquelle: s.u.

das Buch „Solange wir leben, müssen wir uns entscheiden“

=> Rezensionsnotiz zu Die Welt, 12.11.2016
Barbara Möller hatte geglaubt, dass alles über die Vernichtungslager geschrieben wäre. Mit Jehuda Bacons unter Mitarbeit des Psychiaters Manfred Lütz entstandenem Gesprächsband wird sie eines Besseren belehrt. Bequem ist die Lektüre für Möller nicht. Schon weil der Auschwitz-Überlebende Bacon an den göttlichen Funken im Menschen glaubt, noch beim schlimmsten SS-Mann, und weil er im nüchternsten Ton vom Leben und Sterben im Lager berichtet. Für Möller ein unglaubliches Buch, das auf die Frage, wo Gott in Auschwitz gewesen sei, eine überraschende Antwort gibt. Quelle: www.perlentaucher.de/buch/jehuda-bacon-manfred-luetz/solange-wir-leben-muessen-wir-uns-entscheiden.html

=> Website von Yehuda Bacon (Deutsch)

=> Film „Ich bin Jehuda Bacon“ von Kurt Schlackl

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@ 4.20: „Das ist eben mein Glück gewesen, dass ich traf die wenigen Gerechten. Ihr Benehmen- von denen lernte ich: es existiert noch, das Gute.“

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Premysl Pitter

heißt der Mann, der den 15-jährigen (und viele andere Kinder mehr) das Licht wieder hat sehen lassen:

Artikel und Sendung von Radio Prag:  „Přemysl Pitter – ein Pazifist mit außerordentlichem Mut“   (Deutsch)

„Přemysl Pitter: the good fundamentalist“    (Englisch)

Online-Portal „Zukunft braucht Erinnerung“: Premysl Pitter (1895–1976) – Retter tschechischer, jüdischer und deutscher Kinder

Autobiographie von Premysl Pitter: „Unter dem Rad der Geschichte“

 


* und gutes Essen, gute Musik, gute Unterhaltung, gute Ausbildung, guter Beruf, gute Erziehung und Förderung- so viel angenehmes, dass wir niemals Hunger haben, niemals irgendeiner Sache entbehren. „In 1984, so fügt Huxley hinzu, werden die Menschen kontrolliert, indem man ihnen Schmerz zufügt. In Schöne neue Welt werden sie dadurch kontrolliert, dass man ihnen Vergnügen zufügt.“ Huxley halte es für möglich, „daß die Menschen anfangen, ihre Unterdrückung zu lieben und die Technologien anzubeten, die ihre Denkfähigkeit zunichte machen.“ „Wie Huxley (…) schreibt, haben die Verfechter der bürgerlichen Freiheiten und die Rationalisten, die stets auf dem Posten sind, wenn es gilt, sich der Tyrannei zu widersetzen, „nicht berücksichtigt, daß das Verlangen des Menschen nach Zerstreuung fast grenzenlos ist.“
Aus der Einleitung zu „Wir amüsieren uns zu Tode“ von Neil Postman (Dt. Ausgabe 1985 (!))

 

Quelle Abbildung Buch „Solange wir leben, müssen wir uns entscheiden“: https://www.randomhouse.de/Buch/Solange-wir-leben,-muessen-wir-uns-entscheiden./Jehuda-Bacon/Guetersloher-Verlagshaus/e480988.rhd