Jean Ziegler? Wenn Sie diesen Namen kennen, interessieren Sie sich vermutlich für Politik- ein bißchen, zumindest.

Für seine Beschreibung kann man getrost Superlative verwenden: „Jean Ziegler ist DIE Größe des westeuropäischen Antiimperialismus“ (https://weltnetz.tv/video/881-interview-mit-jean-ziegler-23) „Jean Ziegler ist eine lebende Legende. Der Professor für Soziologie kann als der bekannteste deutschsprachige Globalisierungskritiker bezeichnet werden.“ (KenFM https://www.youtube.com/watch?v=snb9zdcJx60) Oder die Süddeutsche Zeitung vom 30. April 2013: „Profit über alles: Für Jean Ziegler ist der Hunger in der Welt die Folge grenzenloser Habsucht räuberischer Oligarchen des globalisierten Finanzkapitals und der Weltwirtschaftsordnung. (…) Für Jean Ziegler ist Welt-Hunger vor allem ein Verteilungsproblem, ein Systemfehler, eine Schande, ein Skandal, ein organisiertes Verbrechen, ein Massenmord, den es augenblicklich zu beenden gilt.“ (http://www.sueddeutsche.de/wissen/jean-ziegler-wir-lassen-sie-verhungern-schaebiges-raubgesindel-1.1662004) Der ehemalige UNO-Sonderberichterstatter für das Recht auf Nahrung ist nicht gerade für seine sanften Worte bekannt.  „Wir lassen sie verhungern“ sagt er in einem Buch aus 2012, die Vorlage kommt von Gandhi:

„Die Welt hat genug für jedermanns Bedürfnisse, aber nicht für jedermanns Gier.“

Uuups, das ist jetzt tatsächlich ein politisches Thema, was tut das hier?

1. Weil Jesus sagte:

„Du sollst Gott, deinen HERRN, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele, von allen Kräften und von ganzem Gemüte und deinen Nächsten als dich selbst.“ (Lukas 10 Vers 27)

„Kommt her, ihr Gesegneten meines Vaters ererbt das Reich, das euch bereitet ist von Anbeginn der Welt! Denn ich bin hungrig gewesen, und ihr habt mich gespeist. Ich bin durstig gewesen, und ihr habt mich getränkt. Ich bin Gast gewesen, und ihr habt mich beherbergt. Ich bin nackt gewesen und ihr habt mich bekleidet. Ich bin krank gewesen, und ihr habt mich besucht. Ich bin gefangen gewesen, und ihr seid zu mir gekommen.…“ (Matthäus 25, Verse 34-36)

2. Weil dieser Kämpfer für die Armen ein Revoluzzer „von Gottes Gnaden“ ist. Davon hört man selten. Für solche Themen muß es Weihnachten werden. Das Zeit Magazin vom 20. Dezember 2017 bringt ein Interview mit Jean Ziegler. Hier ein Auszug:

„Der Marxismus genügt nicht, um die Welt und vor allem das eigene Schicksal zu erklären. In meiner Pariser Zeit in der Untergrundbewegung habe ich Michel Riquet kennengelernt. Er war ein Jesuit, der Prediger von Notre-Dame. Während der deutschen Besatzung war er Widerstandskämpfer in der Résistance, wurde von der Gestapo verhaftet und nach Mauthausen deportiert. Seine Haltung im Leben hat mich überzeugt. Mit ihm habe ich sehr viel diskutiert, er hat mir das Evangelium erklärt und die Dimension der Unsterblichkeit, der Auferstehung und der Ewigkeit deutlich gemacht. Das hat mir eingeleuchtet, weil der dialektische Materialismus nicht hilft, um das Mysterium des Lebens zu erkennen. Dem Marxismus geht es um den Klassenkampf, um historische und wirtschaftliche Strukturen, aber nicht um die Existenz, die Frage, woher wir kommen, wohin wir gehen. Ich bin konvertiert, und er hat mich getauft. (…)

Den Vatikan habe ich aber immer als Absurdum gesehen und den Papst als Marionettenfigur der Feudalgesellschaft, den jetzigen Papst Franziskus ausgenommen. Mir ging es um diese individuelle, persönliche Begegnung. Und die, glaube ich, ist mir geblieben, ich sage wie Victor Hugo: Ich hasse alle Kirchen, ich liebe die Menschen. Ich glaube an Gott. Es ist so viel Liebe in der Welt, die muss von irgendwoher kommen. (…) Ich glaube an die Auferstehung mit absoluter Evidenz. (…)

Ich bin ein Linker, der für das Reich Gottes kämpft. (…) Ich sitze hier nicht nur, weil in der Schweiz nach einer durchtanzten Winternacht vor 83 Jahren zufälligerweise eine Samenzelle und ein Ei zusammengekommen sind. Die Geschichte, unser Leben haben einen Sinn.

(Hervorhebungen von uns)

Amen!

 

Interview mit Jean Ziegler: